Wie die LZ berichtet hat, soll ab dem Schuljahr 2008/09 die Heinrich-Drake-Hauptschule den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern aufnehmen, ein Jahr später die Realschule. Dieses zwei-stufige Konzept will die schwarz-grüne „Koalition“ am 10.12.2007 politisch durchsetzen.

Der von Eltern eingeschaltete Petitionsausschuss, der auf einer Regelung bis zum Beginn des nächsten Schuljahres im August 2008 besteht, bringt dabei aber auch ausdrücklich den Kreis Lippe mit ins Gespräch als Träger der Kreisgesamtschule. Schulische Integration behinderter Kinder sollte zumindest in den ersten Jahren „in einer Hand“ liegen. Es gibt gute Gründe, warum bisher landesweit Integrationsklassen an Gesamtschulen eingerichtet worden sind. Die Grundvoraussetzungen und später dann auch die Kontinuität für ein Gelingen der Integration sind hier wohl am ehesten gegeben Deshalb hätten konstruktive Gespräche mit der Gesamtschule gesucht werden müssen, ob an dieser Schule nicht eine solche Klasse eingerichtet werden kann. Es reicht nicht aus, einfach nur mit dem Kreis oder der Schulleitung zu sprechen. Es hätte „Überzeugungsarbeit“ geleistet werden müssen – und die muss bei den Lehrerinnen und Lehrern beginnen.


Ist z.B. die Stadt Lemgo auf das Angebot der Bezirksregierung eingegangen, Informationsveranstaltungen mit den zur Disposition stehenden Schulen durchzuführen, um dort die Konzepte erfolgreich arbeitender Schulen vorzustellen. Vielleicht wären dann auch von der Bezirksregierung Signale erfolgt, dass die Rahmenbedingungen wie kleinere Klasse oder Doppelbesetzung im Unterricht auch erfüllt würden. Die Gesamtschule verfügt über einen weiteren Pluspunkt – der Ganztagsbetreuung. Besonders die Ganztagsschule hat sich die individuelle Betreuung auf ihre Fahnen geschrieben. Im Ganztag bleibt mehr Zeit, um Lernstoff zu vertiefen und soziale Kontakte zu pflegen.
Die Hauptschule will die „Integrativklasse“ nicht, die Realschule schon gar nicht. Und vom „Schulzentrum Heldmannskamp“ ein „gemeinsames“ Konzept bzgl. Integrationsklassen zu erwarten ist auch eher unwahrscheinlich. Außerdem ist es fatal, die für die Integration zugewiesenen personellen Ressourcen auf 2 Schulen zu verteilen. Für den einzelnen Schüler bleibt da nicht mehr viel an zusätzlicher „Hilfe“.
Meiner Meinung nach sind einfach nicht alle Mittel und Wege ausgeschöpft worden, um eine einvernehmliche Lösung zu erzielen, die sicherlich auch eine bessere Voraussetzung für eine spätere, gut motivierte Arbeit an der Schule wäre. Zeit wäre noch bis zum 31.03.2008. Und der von Eltern eingeschaltete Petitionsausschuss des Landtages erwartet einen Zwischenbericht auch erst bis zum 01.03.2008. Der Bürgermeister wird am 10.12.2007 mit seiner Rathausmehrheit sein Konzept wohl politisch durchsetzen, die Stadt Lemgo ist dann auch den „schwarzen Peter“ los – die Schule wird schon ein Konzept finden - aber ob diese Zwangsentscheidung zum Wohle der Kinder getroffen wurde ist fraglich.

Ich halte die „Integration im Doppelpack“ für eine „Mogelpackung“. Auf jeden Fall bin ich jetzt schon gespannt, was nach dem Statement der Realschulleiterin Frau Webel im Schulausschuss: “Mein Kollegium und ich sind ausdrücklich gegen diese Zwangsverpflichtung!“ aus der Äußerung der grünen Fraktionsvorsitzenden Elke Kuhlmann wird: “Wir wollen es bewusst nicht einer Hauptschule allein überlassen.“

Wolfgang Sieweke