Verleihung des Sternheim-Preises 2016

Am Freitag, 09. September 2016 fand im Rathaus der Alten Hansestadt Lemgo die Verleihung des diesjährigen Sternheim-Preises statt.

Ausgezeichnet wurden die „Flüchtlingshilfe der Kirche in Lemgo“ und der „Ambulante Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Lippe“.

Die Laudatio als Vorschlaggeber für die Verleihung des Ambulanten Hospiz-und Palliativ-Beratungsdienst hielt der Vorsitzende der BfL-Fraktion, Wolfgang Sieweke.

 

Sehr geehrter Herr Dr. Austermann,
sehr geehrte Frau Römer, sehr geehrte Frau Bleibaum,

sehr geehrte Damen und Herren,

 

als Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft „Bürger für Lemgo“ freue ich mich, hier heute die Laudatio für den Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Lemgo/Lippe halten zu dürfen.

Es gibt auf dieser Welt, sehr geehrte Damen und Herren,  viele Weisheiten und auch Wahrheiten. Manchmal sind Weisheiten wahr, manchmal sind Wahrheiten weise.

Nur auf eine Weisheit und eine Wahrheit möchte ich etwas näher eingehen. Dabei geht es um die Zeit und um das Sterben.

Die Zeit ist für alle Menschen gleich. Sie vergeht für den Millionär genauso schnell wie für jeden anderen Menschen, für den jungen Menschen genauso schnell wie für den Alten, obwohl die Alten das vielleicht etwas anders sehen. Siegfried Lenz hat das in seinem kürzlich erschienen Buch „Der Überläufer“ so ausgedrückt: Die Zeit kann niemals überlistet werden. Recht hat er.

Wahrheit besteht dagegen in der Aussage, dass alle Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt sterben müssen.

Wie man und wann man stirbt, das ist dagegen sehr unterschiedlich. Wir alle kennen den plötzlichen Tod eines Familienangehörigen oder eines Freundes. Wir alle kennen aber auch Beispiele, in denen sich durch eine Krankheit der Tod sehr lange herauszögert. Das ist dann sowohl für den Betroffenen als auch für die Angehörigen eine sehr sehr schwere Zeit.

In dieser schweren Zeit Hilfestellung zu geben, das ist eine Aufgabe, der sich die Hospizarbeit verschrieben hat. Das Wort Hospiz kommt aus dem lateinischen.  Hospitium heißt auf Deutsch „Herberge“. Und mit diesem Begriff „Herberge“ rückt dann aus meiner Sicht die ambulante Hospizbewegung in den Fokus. Denn was könnte für einen schwerkranken Menschen kurz vor seinem Tod mehr „Herberge“ sein als die eigene Wohnung. Aus meiner Sicht nichts, aber auch gar nichts.

In dieser eigenen Wohnung stehen

   der Kranke und seine Angehörigen im Zentrum des jeweiligen  
   Dienstes.

   Für den Kranken und die Angehörigen erfolgt eine Unterstützung
   durch geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Daneben läuft die medizinische Betreuung durch den behandelnden Hausarzt, der im Idealfall eine fachliche Weiterbildung im Bereich der Palliativmedizin besitzt, weiter. Für den Kranken, aber auch für die Angehörigen insgesamt eine ideale Konstellation. Krankenhaus und Pflegeheim werden durch diese Einsätze vermieden, der Kranke, eigentlich der Todkranke, bleibt in seiner gewohnten und geliebten Umgebung im Kreise seiner Angehörigen. „Sterbende Menschen wünschen sich nun mal ein geschütztes, geborgenes Umfeld mit vertrauten Menschen“.

Wobei ausdrücklich erwähnt werden muss, dass Besuche der Mitarbeiter/innen des Hospizdienstes auch in den verschiedensten Pflegeeinrichtungen, der Stiftung Eben-Ezer und im Klinikum Lemgo erfolgen.

Dass wir eine solche Einrichtung auch in Lemgo haben, verdanken wir engagierten Frauen und Männern. Vor zehn Jahren bereits wurde diese Einrichtung als ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst e.V. in Lemgo gegründet.

Heute stehen neben zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in der Beratungsstelle, Frau Bleibaum  und Frau Bebermeier, ca. 20 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, die sich den eben genannten Aufgaben verschrieben haben.

Dabei liegt das Hauptaugenmerk aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf, den Menschen mit schwersten Erkrankungen und Sterbenden beizustehen, sie zu begleiten (um ihnen so ein Leben in Würde bis zuletzt zu ermöglichen ) und deren Angehörigen zu unterstützen. Aber auch nach dem Tod den Menschen, die um den Verlust eines geliebten Angehörigen trauern, zuzuhören – damit diese wieder „festen Boden unter den Füßen“  gewinnen können.

Eine Aufgabe, bei der ich mir vorstelle, dass sie unsagbar schwer ist. Mit Todkranken zu sprechen, egal welches Thema sich die Betroffenen wünschen, fordert aus meiner Sicht ungemein viel Feingefühl. Auf der anderen Seite muss es dann für die Helferinnen und Helfer ein ganz besonderes Erlebnis sein, wenn diese Gespräche zur beiderseitigen Zufriedenheit beitragen.

Als wir in unserer Fraktion, der Wählergemeinschaft „Bürger für Lemgo“ diskutiert haben,  welche Einrichtung wir für die diesjährige Verleihung der Sternheim-Medaille vorschlagen sollten, gab es, nachdem der Vorschlag des ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienstes kam, keine große Diskussion. Geschlossen stand unsere Fraktion hinter diesem gemachten Vorschlag.

Unsere Freude war groß, dass unser Vorschlag in diesem Jahr von der entscheidenden Jury ausgewählt wurde, die sicherlich bei der Auswahl jedes Jahr schwierige Entscheidungen treffen muss, weil es wahrscheinlich alle Vorschläge verdient hätten, entsprechend gewürdigt zu werden.

Mir bleibt jetzt nur noch, zu dieser Wahl herzlich zu gratulieren. Natürlich freue ich mich, dass diese Wahl auch mit einem Geldpreis verbunden ist. Deshalb an dieser Stelle mein Dank an unsere Sparkasse. Es ist sicher nicht selbstverständlich, jedes Jahr diese Aktion durch einen Geldbetrag zu unterstützen.

Ich bin mir sicher, dass Frau Bleibaum und Frau Bebermeier diesen Betrag für ihre Aufgaben gut gebrauchen können und ich hoffe, dass auch dadurch weitere Möglichkeiten und Wünsche erfüllt werden können.

Danke für ihre Aufmerksamkeit

 

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